Was ist das REGRAMM Projekt?

Da Kinder mit sehr eingeschränkten Sprachkenntnissen auf die Welt kommen, sind sie nicht in der Lage, ihre Gedanken und Gefühle in Worten oder Sätzen auszudrücken oder gar Sprache zu verstehen. Innerhalb weniger Monate wächst jedoch ihr Sprachverständnis, und bis zu ihrem zweiten Geburtstag sind sie in der Lage, einfache Sätze zu bilden. Im vierten Lebensjahr verfügen Kinder mit typischer Sprachentwicklung über fast alle sprachlichen Fähigkeiten eines Erwachsenen. Für die Beherrschung komplexerer Satztypen benötigen sie jedoch unter Umständen noch einige Jahre.
Die Grammatikfähigkeit ist unsere Fähigkeit, die Beziehungen zwischen Wörtern in Sätzen auszudrücken (expressive Grammatik) und zu verstehen (rezeptive Grammatik). Diese Fähigkeiten weisen bis zum Alter von etwa acht Jahren erhebliche individuelle Unterschiede auf.
So beherrschen manche Achtjährige bereits die perfekte Verwendung objektbezogener Sätze (z. B. Der Hund, dem die Katze folgt, hat sich hinter dem Haus versteckt), während andere diese noch nicht verwenden können und Schwierigkeiten beim Verständnis zeigen.
Im Rahmen des REGRAMM-Projekts (The relationship of receptive grammar with rhythm and executive functions) soll untersucht werden, wie die rezeptive Grammatik mit zwei nicht-sprachlichen Fähigkeiten zusammenhängt: der musikalischen Rhythmusverarbeitung und der exekutiven Funktionen. Musikalische Rhythmusverarbeitung ist die Fähigkeit, die uns hilft, den Rhythmus von Musikstücken wahrzunehmen, Töne zu gruppieren und musikalischen Takt aufzunehmen. Exekutive Funktionen sind eine Reihe von Mechanismen, die uns helfen, in Übereinstimmung mit unseren Zielen zu handeln und auch zu denken. Frühere Studien zeigen, dass Kinder mit besseren exekutiven Funktionen oder musikalischen Rhythmusfähigkeiten auch eine bessere rezeptive Grammatikfähigkeiten haben1,2. Diese Zusammenhänge wurden jedoch bisher nur in separaten Studien getestet. Wir wissen daher nicht, ob die exekutiven Funktionen und die Rhythmusverarbeitung unabhängig voneinander mit der rezeptiven Grammatik zusammenhängen oder ob individuelle Unterschiede in einer Fähigkeit den Zusammenhang mit der anderen Fähigkeit erklären können.
Eines der Ziele des REGRAMM-Projekts ist es diese Lücke zu schließen, indem individuelle Unterschiede in diesen drei Fähigkeiten in einer Gruppe von 6-8-jährigen Kindern gemessen werden, um festzustellen, wie diese miteinander interagieren. Ein solches Verständnis kann wertvolle Erkenntnisse über Zusammenhänge liefern, welche besonders wichtig sind in der Sprachtherapie, sowie auch in der Früherkennung von Sprachstörungen.
1 Gordon, R.L., Shivers, C.M., Wieland, E.A., Kotz, S.A., Yoder, P.J. and Devin McAuley, J. (2015). Musical rhythm discrimination explains individual differences in grammar skills in children. Developmental Science, 18, 635-644. LINK
2 Kaushanskaya, M., Park, J. S., Gangopadhyay, I., Davidson, M. M., & Weismer, S. E. (2017). The relationship between executive functions and language abilities in children: A latent variables approach. Journal of Speech, Language, and Hearing Research, 60(4), 912-923. LINK